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La Gomera

Jardin Tecina

Wenn einer eine Reise tut…

Es gibt Plätze, die man nie vergißt! Dieser ist so einer!
Meine Freundin Heidi, im wunderschönen Hamburger Golfclub Hittfeld,  zu Hause, gab mir den Tip: "Heiner", sagte sie, "flieg mal nach La Gomera. Da gibt es einen Golfplatz, den Du im ganzen Leben nicht vergessen wirst. Sooo schön ist der!"
Heidi wusste, worüber sie mit mir sprach. Ein paar Monate zuvor war sie mit ihrem Pro und ein paar Golfer-Freunden auf der kanarischen Insel, um im Winter herrliches Golfwetter und ein paar unbeschwerte Runden und Trainingseinheiten zu genießen. Mit Heidis Golf- (und Lebens-)Tipps hatte ich bisher immer gute Erfahrungen gemacht. Also buchte ich eine Woche Golfhotel Jardín Tecina auf La Gomera und düste los!

Mit dem Flieger nach Teneriffa, zwei Stunden warten im Hafen, mit der Fähre nach La Gomera, vom Hotel mit eigenem Taxi abgeholt –Endstation Paradies! Als ich abends eintraf, war es dunkel. Am anderen Morgen jedoch empfing mich das Traumszenario, das ich bisher nur von Bildern (und von Heidis Erzählungen) kannte. Ich war angekommen in einem botanischen Garten, in einem lebendigen Museum mit mehr als 50 Pflanzenarten aus der ganzen Welt.

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…so kann er was erzählen. Matthias Claudius

Und mittendrin dieses Hotel, mein Zuhause für die nächsten sieben Tage. Ich kannte die Überzeugung von Cesarina Bento Montesinos, der Dichterin von Agulo. Sie hatte gesagt: "Man kann auf La Gomera glücklich sein." Ich war bereit, glücklich zu sein. Ehrlich gestanden, war ich genau deshalb gekommen!

 

La Gomera ist nicht nur eine Insel – sie ist ein Schatz, eine von sieben Perlen, die zusammen die Kanarischen Inseln bilden. Ein idyllisches Eiland mit subtropischem Klima, zwischen Afrika und Spanien gelegen. Und, was mich als Golfer natürlich am allermeisten interessierte, mit einem Golfplatz ausgestattet, der zu Recht zu den zehn besten spanischen Plätzen gehört! 
Als ich am ersten Tee stand, hätte ich laut 'juchuu...!' schreien können. Einfach überwältigend! Vor mir das Meer, das unendlich zu sein scheint, und das mein Herz befreite. Auf der Nachbarinsel Teneriffa der Teide, einer der größten Vulkane der Welt. In meinem Bag blitzblank sauber geputzte Schläger, zwei Flaschen Mineralwasser – und jede Menge Bananen. Davon kann sich jeder Golfer am Starterhäuschen mitnehmen, so viel er will. Denn Bananen (und zwar die kleinen) gibt es auf La Gomera etwa so viel wie Sand am Meer! Und VOR mir der Platz, von dem Heidi geschwärmt hatte: „Den wirst Du im ganzen Leben nicht vergessen.“

18 Bahnen, terrassenförmig angelegt, die behutsam nach unten führen. Zwischen dem 1. Tee und dem 18. Green liegen 175 Meter Höhenunterschied. Und es gibt keine Bahn, von der ich nicht das Wasser des Atlantischen Ozeans sehe. Ich habe wirklich aufregende Plätze in der Welt gespielt. Aber Tecina, angelegt von Donald Steel, einem der besten Golfplatzarchitekten der Welt, ist so genial, dass ich förmlich dazu aufgefordert werde, mit jedem Schlag meinen besten Schlag zu machen! Gehacke und Getoppe hat Tecina einfach nicht verdient!
Eine Woche Jardin Tecina, täglich eine Runde auf einem Golfplatz von Weltklasse! Ein Traum für (relativ) überschaubares Geld. Manchmal werde ich in Diskussionen gefragt, ob ich meine, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Dann schüttel ich immer den Kopf und antworte: "Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass es ein Leben VOR dem Tod gibt…" Und ich bin happy, mir diese Woche auf La Gomera gegönnt zu haben. 

Hinter den Kulissen der Seele

Apropos… Am zweiten Tag wurde mir eine Golferin zugeteilt, eine Dame aus Hamburg mit Wohnsitz in Zürich. Eine Frau mit rauchiger Stimme, einem niemals ausgehenden Glimmstengel zwischen den Lippen und einer Mütze, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte!

Nach 18 Bahnen und einem oder auch zwei Glas Wein am 19. Loch lüftete sie plötzlich die Mütze und fragte mich:"Willst du mal sehen, was ich unter der Mütze habe?" Was soll schon sein unter der Mütze? dachte ich. "Und warum ich so stark geschminkt bin?", fragte sie. Sie lüftete das Geheimnis, dessentwegen sie nach La Gomera gekommen war.
Ich war noch immer ahnungslos, die Sonne strahlte von einem wolkenlosen, azurblauen Himmel, der Alltag so fern! Unter der Mütze klebten Pflaster auf den Haaren, und die Gesichtspartien rund um Augen und Nase waren ursprünglich dunkelblau bis schwarz, vertraute sie mir an. Sie erzählte mir, was mich heute noch erschreckt, während ich diese Zeilen schreibe: "Meine Tochter, meine eigene Tochter, wollte mich umbringen. Sie hat nachts im Schlaf mit einer Vase auf meinen Kopf eingeschlagen." Der Grund: "Sie wollte Geld, das Erbe…" 
Kopfschütteln, Tränen, Verzweiflung, körperlicher und seelischer Schmerz, tiefe Wunden, noch ein Glas Wein. Ich saß daneben, wie ich schon so oft in meinem Leben daneben gesessen habe, wenn Menschen mir ihr Schicksal anvertrauen. Das letzte Mal , als ich so eine schaurige Geschichte gehört habe, war ich als junger Reporter für die QUICK unterwegs und weit entfernt vom Golfplatz.
"Spielst Du morgen wieder mit mir?", fragte sie mich schließlich. "Ja, klar", nickte ich zitternd. "Das machen wir." 

Wir sind gemeinsam gegangen am anderen Tag, und die Frau, die mir so leid tat, konnte schon wieder ein bisschen lachen. Ich denke noch immer an sie. Und ich hoffe, La Gomera hat nicht nur meiner, sondern auch ihrer Seele gut getan!

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