Single-Golf mit meinem Günnikologen...
Heute haben wir den 10. Januar 2018, und ich habe Euch noch nicht einmal ein frohes neues Jahr gewünscht! So geht’s nicht! Oder wie Hape Kerkeling sagen würde: Das glaube ich jetzt näääch…das glaube ich jetzt wirklich echt näääääääch… Also - sorry!
o Ich wünsche euch allen hiermit ein frohes, neues Jahr!
o Jede Menge Gesundheit!
o Lange Drives. Gern auch lang und gerade…
o Annäherungen, die ‚tot an der Fahne‘ liegen.
o Putts, die fallen.
o Mitspieler (und/oder -spielerinnen), die die Regeln kennen und auf der Runde (und danach) gern lachen.
o Menschen, die neu in Euer (Golf-)Leben kommen … und die diesen Eintritt auch
verdient haben!
Ich war Silvester nicht in Hamburg und hab mich stattdessen gegen Hamburger Schmuddelwetter für Sonne entschieden. Und die schien im Robinson Club Quinta da Ria an der Algarve, mitten im Naturschutzgebiet Ria Formosa, einen Steinwurf vom rauschenden Atlantik entfernt. Morgens sah ich als Erstes die weißen Strände der Lagune, das Blau des Meeres…klar…und das Grün der Golfplätze. Zwei Plätze gibt es hier…Quinta da Ria und Quinta de Cima. Der Ria-Kurs führt überwiegend am Atlantik vorbei. Wer sich für den Cima entscheidet, muss ein paar Meter länger gehen…dafür kann er immer mal wieder einen kurzen Stop einlegen und links und rechts der Fairways Organgen pflücken. Groß und dick und saftig! Unsere Lieblingskugeln...
Ich war nicht allein im Robinson Club. 5. Silvester Single Reise hieß das Zauberwort, das golf-extra ausgegeben hatte. Und das bedeutete: 50 Golfer und Golferinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz versammelten sich mit ihren Bags und Clubs im Club. 50 Menschen, die zumindest eine Leidenschaft gemein haben…golfen! Das Verhältnis stimmte: 35 Damen, 15 Herren…und Single-Golfer bedeutete in diesem Fall auch nicht ‚einstellig‘, sondern alleinreisend, alleinschlafend, alleinerziehend…aber wirklich allein blieben nicht alle. Was ich immer sage, hat sich auch hier wieder gezeigt: Golf ist ein Kontaktsport, und der Golfplatz ist ein riesiger Kontakthof!
Da bildeten da Ria und Cima keine Ausnahme! Wie gut…schließlich war so mancher gekommen, um sich nach dem Weihnachtsstress einfach mal fallen oder gehen zu lassen.
In welchem Appartment auch immer… So was nennt man dann gern mal Wunschflights…!
Ich liebe diese Silvester-Single-Reise - schon im letzten Jahr. Nicht nur, weil sich der Robinson Club mit all seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen als grandioser Gastgeber zeigt, der alle nur erdenklichen Wünsche von den Augen abliest, bevor sie formuliert sind…nein, ich liebe die Begegnungen mit den Golfern! Jeder öffnet in diesen Tagen sein Herz und seinen Kopf - der eine bringt mich zum Lachen, die andere animiert mich zum Nachdenken, die andere wieder ärgert mich (Gott sei Dank nur kurzfristig). Und, sind Golfer in großer Runde zusammen, dann ist es etwa wie bei den Talk-und Besserwiser-Shows bei Anne Will oder Plasberg: Jeder quatscht, keiner hört dem anderen zu..und hinterher trifft man sich an der Bar, um das alles noch mal in Ruhe von vorn zu besprechen… Köstlich!
Wenn die Sonne weg ist, also, wenn der Ofen aus ist, dann wird's schnell kalt. Dann holt sogar Günni seine Mütze raus! Aber sein Lachen bleibt...
Wen habe ich kennengelernt? Von welchen Männern und Frauen weiß ich mehr als vorher. Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Also…ich fange mal an.
Da ist Holger aus Berlin, ein Geologe. Geologen können in Steinen lesen. Ihnen erzählen die Felsen, wie die Welt vor vielen Millionen Jahren ausgesehen hat. Wenn ich mit Holger spielte, haben wir uns meist nur am Abschlag und auf dem Green gesehen. Ansonsten hat Holger seine wirklich langen Drives entweder zwischen den Olivensträuchen und Orangenbäumen oder auf den Nachbarfairways gesucht…und natürlich gefunden. Tja, Holger ist nicht nur lang - er ist genauso harmoniesüchtig. Fast bis zur Selbstaufgabe. Also, wenn einer von Euch mal einen Mediator braucht…ich sage nur einen Namen: Holger!
Birdie-Jagd...
Da ist Rüdiger - ein Strahlemann mit freundlicher Stimme und leuchtenden Augen. Dabei hatte er lange Zeit gar keinen Grund zum Strahlen.
Ein Schlaganfall hatte Rüdiger auf die Matte geworfen und dann auf die Intensivstation verbannt. Als er alles wieder bewegen konnte, bekam er die Kündigung von seinem Arbeitgeber. Schöne Sch…genau. Aber Rüdiger lacht. Er lebt, er liebt, er hat Freunde, und ich habe ihm andächtig zugehört, als er mir seine Gedanken über Krankheitsgewinn näher brachte. Beeindruckend! Ich bin dankbar, Rüdiger begegnet zu sein.
Da ist Silvia aus dem Bayerischen.
Sie hat schon bei Willy Bogner gearbeitet, als der Mitte der siebziger einen jungen Mann mit dem feinsten und edelsten Zwirn einkleidete, weil Bogner an dessen berufliche Zukunft glaubte: Silvia hatte damals weder etwas von dem jungen Mann gehört - noch von seiner Sportart. Der Mann war Bernhard Langer… bis heute Deutschlands bester Golfer!
Silvester-Feuerwerk einzigartig: Die Raketen fliegen Richtung Vollmond!
Da ist Rosi aus Hamburg, meine Clubfreundin von der Pinnau. Rosi ist ein Juwel: Sie hat das größte Herz, dem ich rund ums Golfen begegnet bin, und sie hat noch einen Vorteil: Wenn man sie nach ihrer Runde trifft, muss man sie nicht fragen, wo sie wann mit welchem Ball gelegen hat…diese Infos sprudeln bei Rosi von ganz allein heraus. Ohne Nachfrage…Rosi, bleib bitte, wie Du bist
Da ist Hans aus DVor der Runde am anderen Tag flüsterte mir jemand: „Mit dem wirst Du Spaß haben…“ Und das klang nicht sonderlich positiv. So begann die Runde auch. Auf den ersten drei Bahnen gab es nichts, was Hans nicht besser wußte, oder zu bemängeln hatte. Aber nach einem kurzen Donnerwetter verwandelte sich Hans zu einem netten Kerl, der sogar herzhaft lachen konnte. Und jetzt - nach mehreren after-golf-drinks an der Bar - weiß ich sogar, wie er sein Reihenhaus in Dortmund gegen Einbrecher gesichert hat, das er mit seinem erwachsenen Sohn („Ich bin Alleinerziehender“) gemeinsam bewohnt.
Da ist die Strohblonde aus Meck-Pomm! Die Runde im letzten Jahr mit ihr war schon lang…diesmal wurde es nicht besser. Auf der 12 brach sie den Kontakt zu mir ab.
Warum? Ich suchte meinen Ball vergeblich und fragte sie, ob sie möglicherweise einen falschen (nämlich meinen…) gespielt haben könnte. Das war zu viel. Erst Frust auf all den Bahnen, dann noch diese Frage! Sie stampfte zum nächsten Toilettenhäuschen, sprach nicht mehr mit mir…und spielte bis zum bitteren Ende wie auf den ersten elf Bahnen: mal links, mal rechts, meist flach. So isses, wenn man sich ärgert!
Da ist mein Freund Günther, Günni genannt. Ich gucke gern zu ihm auf - u.a. weil er mindestens einen Kopf größer ist als ich. Wir kennen uns seit zwei Jahren, haben schon den Wilden Kaiser in Tirol umspielt. Günni ist immer Hahn im Korb, ein Frauenschwarm! Aber bisher hat ihn noch keine seiner Groupies auf seiner Hamburger Dachterrasse für immer festnageln können…! Es soll Damen an der Algarve gegeben haben, die an einem persönlichen Behandlungstermin interessiert waren. Dummerweise hatten sie etwas mißverstanden: Günni ist kein Gynäkologe, sondern Günni ist Günnikologe…
Regenbogen an der Algarve! Einen Tag nach Heiligabend! Günni hat das Foto geschossen.
Da ist Sabine aus Kitzbühel, blonder, attraktiver Quirl mit langen Drives und sicheren Annäherungen. Mutter zweier erwachsener Söhne, geschieden. Jeder Mann will gern mit ihr spielen. Wenn Sabine lacht, lachen alle mit - und Sorgen und Kümmernisse haben ihren Platz unter dem berühmten Teppich.
Da ist Andrea aus Freiburg, leise, sanftmütig, liebevoll, liebenswürdig, Deutsch-Amerikanerin, geboren in Manhattan. Sie ist wirklich eine Single-Golferin, einstellig, 7,8. Ich glaube, sie hatte ein Auge auf Günni geworfen, jedenfalls war sie immer wieder in seiner Nähe. Immer öfter! Ich sage Bescheid, wenn ich Näheres weiß…!
Tja…und da bin ich! Beobachter und Genießer!
Als ich vor 34 Jahren anfing zu golfen, habe ich nicht geahnt, was alles Wunderbares auf mich zukommt: Ich habe nicht gewußt, dass ich mir damit die Tür zu einer neuen Welt aufgestoßen habe!Aber so isses!
Ich habe Menschen kennengelernt, denen ich ohne diesen wunderbaren Sport nie begegnet wäre!
Ich habe Gedanken wahrgenommen,
sie aufgesogen und mich von einigen in den vergangenen Jahrzehnten prägen lassen!
Ich bin auf den Golfplätzen dieser Welt round about 33.000 Kilometer gegangen - bergauf, bergab, bei Sonnenschein, bei Regen, bei Frost (keinen einzigen Meter bei Gewitter) - ich habe also Unmengen von Sauerstoff inhaliert und meine Muskeln stramm gehalten. Na, ja…nicht alle...
Letztendlich habe ich Landschaften gesehen, in denen ich mich ohne die Eintrittskarte ‚Golf‘ nicht hätte bewegen dürfen!
Monte Rei - dieser grandiose Championsplatz an der Algarve gehört dazu, jener Kurs, den mein Freund Günni und ich am Neujahrstag gespielt haben. Jede Bahn ist hier einzigartig… so einzigartig wie der Golfsport, so einzigartig wie eine Freundschaft, die sich anbahnt und im Idealfall nicht endet.
Deshalb Günni, nochmals besten Dank für den Pullover, den Du für mich - als sich die Sonne verabschiedete und es plötzlich saukalt wurde - aus dem Bag gezaubert hast. Ohne Deinen Pullover hättest Du die letzten vier Bahnen ohne mich spielen müssen.Und das wäre doch auch schade gewesen, oder?
In diesem Sinne noch einmal: Ich wünsche euch allen ein wundervolles Golfjahr mit neuen Eindrücken, neuen Freunden - aber auch mit alten, vertrauten Weggefährten!