Die Welt braucht mehr von solchen Martins!
Manchmal denke ich, was ist aus dieser Welt, (die ich nun schon seit ein paar Jahrzehnten begleite), nur geworden? Haben wir denn alle den Verstand verloren?
Martin Korn mit seiner 'Golferbande' im ehrwürdigen Hamburger Rathaus bei der Preisverleihung
Foto:Witters GmbH Sportfotografie
So viel Schmerz, Rechthaberei, so viel Wut und Schuldzuweisungen. Wie blutig soll's noch werden? Wie herzlos? Wie haßerfüllt? Gibt's denn niemanden, der diese Kriege beendet? Der diesem Blutvergießen Einhalt gebietet? Der unsere Kinder vor tollwütigen, menschenverachtenden Kreaturen schützt? Der akzeptiert, dass es Menschen gibt, die eine andere Meinung haben? Der verhindert, dass Menschen real und im Internet vernichet werden? Es scheint fast unmöglich, in der Schlacht um Macht in allererster Linie menschlich zu sein, menschlich zu handeln.

Und während ich darüber nachdenke, ehrlich gesagt, ziemlich verzweifelt und ohne großen Optimismus, stoße ich auf Martin. Auf Martin Korn, einen Golffreund, mit dem ich seit vielen Jahren in unserem gemeinsamen www.pinnau.dedrive, putte und nach der Runde gern ein Glas Wein trinke.
Ich habe ihn immer geschätzt und gemocht, aber nun soll hier die Rede sein von einem Martin, dessen Herz größer ist als unser Golfplatz, der Samstag für Samstag auf der Driving Range steht, um jungen Menschen mit Handicap Freude zu bereiten. Martin ist (m)ein Leuchtturm 2025 für Menschen.
Und ich wünsche mir, dass es mehr von solchen Martins auf der Welt gibt!

Down Syndrom - sicher habt Ihr diese beiden Worte schon gehört. Ich will niemandem zu nahe treten, aber ich denke, ganz viele von Euch wissen nicht genau, was sich hinter diesen beiden Worten versteckt. Jährlich kommen in Deutschland 1,200 Jungen und Mädchen mit Down Syndrom auf die Welt. Das Down Syndrom ist keine Krankheit, sondern eine Genvariante. Deshalb gibt es auch keine Medikamente gegen das Down Syndrom. Allerdings haben die Betroffenen ein ähnliches Aussehen, ähnliche Gesichtszüge. Menschen mit Down Syndrom sind nicht zu übersehen...! Bei denen - sagen wir mal liebevoll Daunis - ist ein zusätzliches Chromosomenpaar im Körper vorhanden. Ein Dauni hat eine Chromosomenzahl von 47 statt 46, das 21. Chromosom ist dreifach vorhanden. Deshalb heißt die Genveränderung auch 'Trisomie 21' - Tri steht für drei und 'soma' für Chromosom.
Die Entwicklung von Daunis ist ganz individuell - manche benötigen ihr Leben lang Unterstützung, andere können selbständig leben. Den Begriff hat übrigens der britische Arzt John Langdon Haydon Down (1828 - 1896) geprägt. Er hat einstmals die Genveränderung wissenschaftlich untersucht.
Gut, aber nun zurück zu Martin und 'seinen' Daunis.


Martin kümmert sich um junge Menschen mit dem Down Syndrom - und zwar so intensiv und so erfolgreich, dass seine 'Golferbande' bei einem Empfang im Hamburger Rathaus mit dem Werner-Otto-Preis der Alexander-Otto-Stiftung ausgzeichnet wurde und ein Preisgeld von 5000 Euro kassierte. "Das war für uns alle ein großer und bewegender Moment, in diesem altehrwürdigen Rathaus so sehr geehrt zu werden."
Natürlich hat die Geschichte mit Martin und seinen Daunis eine Vorgeschichte. Und die geht so...ich habe mit Martin gesprochen.
"Ich habe viel Erfahrung. Viel Wissen. Viel Empathie. Ich kann Zuversicht und Freude verbreiten. Ich kann helfen, wo Hilfe nötig ist. Ich kann Zeit geben, meine Zeit schenken. Ich kann Hoffnung geben, wo manchmal Hoffnung schwindet."
Das sind Worte von Martin, der einmal ein erfolgreicher Untrnehmer war. Irgendwann hat er das Unternehmen verkauft, viel Golf gespielt, und dabei ist er auf die Idee gekommen, eine Ausbildung zum Golftrainer zu machen. In der Trainerrolle hat er sich vornehmlich um Jugendliche im GC An der Pinnau gekümmert, dann hat er sein Feld vergrößert: Gemeinsam mit dem Trainer-Kollegen Thomas Becker startete er bem Eimsbüttler Turnverband (ETV) eine Golfverabteilung, und bei der ersten Mitgliederversammlung kam eine Frau auf Martin zu und fragte: "Macht Ihr auch Golf-Inklusionssport?" Bisher nein...aber genau das war die Geburtsstunde für Martins 'Golferbande'. Der Sohn der Frau lebt mit einem Down Syndron, und es war immer sein Wunsch, zu golfen. Martin war elektrisiert von der Idee, jungen Menschen mit Handicap das Golfen näher zu bringen - mit der Pinnau fand er eine Lösung, dass Driving Range und Platz zukünftig genutzt werden könnten.
"Und," so freut sich Martin Korn, "es hat sich natürlich schnell herumgesprochen unter den Daunis, dass sie bei mir Golf lernen können..." Kleine Pause, dann: "Mittlerweile spielen auch manche ihrer Eltern - sie sind nicht nur begeistert von diesem wunderbaren Sport, sondern sie können auch öfter mal mit ihren glücklichen und stolzen Kids auf die Runde gehen."

Martin, habe ich Martin gefragt, Du bist tatsächlich Samstag für Samstag bei Wind und Wetter mit den jungen beeinträchtigten Menschen auf der Range oder auf dem Platz - warum machst Du das? Was ist das Besondere an diesen Menschen?
"Weißt Du," sagt Martin Korn, "wir verstellen uns doch alle. Wir haben so viele Gesichter, und viele davon sind nicht ehrlich. Das ist bei den Menschen mit Down Syndrom komplett anders. Erstens sind sie meist fröhlich...und zweitens sind sie ehrlich. Wenn sie sagen: Ich finde Dich gerade doof,' dann meinen sie das auch genauso. Und wenn sie Dich in den Arm nehmen und an ihr Herz drücken, dann ist das auch genau ihr augenblickliches Gefühl."
Martin atmet tief durch, dann sagt er: "Mit solch ehrlichen Menschen zusammen sein zu dürfen, ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Es gibt für mich kaum etwas Schöneres."
Aber Martin ist nicht nur von der wundervollen Zwischenmenschlichkeit angetan, er ist auch angetan von der sportlichen Leistung einiger aus seiner 'Golferbande'. "Ein paar Jungs schlagen den Bald locker über 200 Meter, und wenn sie gut drauf sind, legen sie auch jede Annäherung an den Stock."

In diesem Jahr wird Martin mit seinen Daunis bei den Special Olympics im Golfclub Curau dabei sein - nachdem sie im letzten Jahr in Bremen Golf, Silber und Bronze geholt haben.
Martin, eine letzte Frage, wie gut tut Dir das Zusammensein mit jungen Menschen, die mit einem ernsthaften Handicap durchs Leben gehen müssen? Martin hat auf diese Frage gewartet, er hat sie auch ganz sicher schon oft gehört, und er antwortet: "Ich spüre tiefe Dankbarkeit. Ich weiß Gesundheit als allerhöchstes Gut zu schätzen. Und ich spüre bei jedem Treffen...nicht nur ich gebe den Jungs etwas fürs Leben, sie geben auch mir etwas fürs Leben. Fröhlichkeit und Demut. Und die Erkenntnis, dass es immer weiter geht..nie aufgeben. Aufgeben ist keine Option."

Die „Golferbande“ steht für eine lockere, inklusive Gemeinschaft, die Barrieren abbaut, Klischees über Golf aufbricht und dabei Vielfalt, Teamgeist und Freude am Spiel fördert.
Martin, und genau das haben diese Menschen mit ihren lebenslangen Beeinträchtigungen nicht nur verdient, sondern auch Dir zu verdanken.
Und genau deshalb wiederhole ich meine Forderung: Die Welt braucht mehr von solchen Martins!

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