Hannah - von der Pinnau an die Weltspitze! Hannah, das wär's doch! Oder?
Hannah - wie oft habe ich diesen Namen in meinem Golfclub An der Pinnau in den vergangenen Jahren gehört!
Deutsche Meisterin 2024 mit der Meisterschale: Hannah Karg
Ist das ein Wunder? Nein.
Hannah ist etwas Besonderes. Sie wird bewundert und respektiert…aber auch beneidet.
Hannah - die Pinnau-Clubmeisterin mit zehn Jahren und mit elf Jahren, Hannah - Clubmeisterin mit elf und mit 12 Jahren. Viermal hintereinander.
Hannah - die Pinnauerin, die zum Golfclub Hamburg-Holm wechselt.
Hannah - Golfclub Falkenstein schnappt sich dieses Supertalent, mit 14 spielt Hannah nicht mehr in Holm, sondern in der Damenmannschaft Falkenstein.
Ein Golfjuwel! Ehrgeizig. Talentiert. Kritisch, vor allem mit sich. Und vor allem - bescheiden.
Nun sitzt Hannah mir gegenüber. Sie trinkt stilles Wasser, ich einen Cappuccino. Ich erinnere mich an ein Interview mit Esther Henseleit im Golfclub Falkenstein. Esther sprach leise - aber bestimmt. „Mein Traum ist eine Medaille bei der Olympiade, und ich möchte auf der LPGA spielen.“ Beides hat sich erfüllt, (Esther holte bei der Olympiade sensationell Silber), und ich wette, dass auch Hannah international Golfkarriere machen wird.
Hannah - von der Pinnau an die Weltspitze! Das wär’s doch, oder?
Hannah Karg heißt sie, zu Hause (wenn sie nicht gerade in den USA ist) im beschaulichen Tangstedt, ein gehöriger Drive vom Golfclub an der Pinnau entfernt. Sie war drei, als ihr Vater Michael Karg aufhörte, bei den Blue Devils American Football zu spielen und sich dem Spiel mit dem kleinen weißen Ball zuwandte.
Wann immer dieser sympathische Hüne von Mann an der Pinnau auftauchte - er war so gut wie nie allein.
Hannah war bei ihm - erst mit ein paar Plastikschlägern, dann mit richtigen Kids-Schlägern. Hannah erinnert sich an diese Zeit ziemlich klar. „Ich habe das Golfen sehr schnell sehr ernst genommen.“
Das war der Anfang.
Mittlerweile ist Hannah 24 Jahre jung, und im nächsten Jahr wird aus der Amateur-Golferin eine Profi-Golferin. Jetzt im Dezember fliegt sie mit ihrem Trainer Luis Schmid und ihrem Vater Michael nach Marrakesch, um in Marokko die LET-Tourschool zu spielen. Die ersten 30 der Qualifikation bekommen die Karte für die LET - Hannah sagt über diese Herausforderung: „Wenn ich mich nicht allzu blöd anstelle, müßte ich das schaffen.“ Die LET, die Ladies European Tour, ist die hochrangigste europäische Tour für Profigolferinnen. Die LET wurde 1979 ins Leben gerufen. Die Austragungsorte befinden sich hauptsächlich in Europa, aber auch in Australien, Südafrika und Dubai.
Klar, schaffst Du das, Hannah.
Du hast schon ganz andere Sachen geschafft!
Du bist in diesem Jahr Deutsche Meisterin geworden. Du hast Dir bei der Danish International Amateur Championship den Titel geholt. Du hast gemeinsam mit Deinen Falkensteinerinnen Susanna Brenske und Maike Schlender in der Slowakei im GC Welten den Europapokal der Landesmeister ergolft.
Hannah ist wirklich eine bemerkenswerte junge Frau. Nach dem Abitur ist sie in die USA gedüst - golfen und lernen. Vier Jahre war sie auf der anderen Seite des Atlantiks - drei Jahre an der Baylor University in Texas, ein Jahr an der Coastal Carolina University. Vier Jahre Stipendium!
Vier Jahre hat Hannah hier mit den Mädels aus aller Welt gebüffelt und aufgeteet. Mit dem Team der Baylor University gehörte sie zu den besten Teams Amerikas - und fast wie nebenbei ist aus Hannah noch eine Managerin geworden. Nach Hause gekommen ist sie mit einem Bachelor und Master für Business Administration - und das bedeutet, dass Hannah Karg nach dem MBA-Studium befähigt ist, als Managerin in einem Unternehmen zu arbeiten. Die notwendigen Managementfunktionen wie beispielsweise Finanzen, Marketing, Unternehmensführung, Wissensmanagement, Recht und Personalmanagement hat sie intus.
Und darüber ist sie komplett happy. Sie sagt: „Wenn ich mir mal den Arm breche oder ein Bein verliere, dann habe ich immer noch einen guten Beruf. Ich kann also nicht tief fallen.“
Kluge Gedanken einer jungen Frau.
Nun gut, wir gucken dem Schicksal nicht in die Karten, aber ich bin sicher, dass Hannah Karg, wie ihre Falkensteiner Clubkameradin Esther Henseleit, alsbald in den internationalen Golfmedien zu finden sein wird, und dass sie ein Magnet für all jene sein wird, die gern Golf gucken und auch für jene, die von dem Bazillus Golf infiziert worden sind.
Hannah, frage ich meine ehemalige Clubkameradin, wo sind Deine Stärken…?
Hannah überlegt nicht lange, und bei ihren Antworten wirkt sie beides; selbstbewußt und selbstkritisch!
„Ehrgeiz ist sicher eine meiner Triebfedern,“ sagt sie, „ich versuche, immer perfekt zu sein. Das war schon im Schulsport so - ich wollte am schnellsten laufen, am weitesten springen, natürlich auch den 800-Meter-Lauf gewinnen.“
Und wenn’s nicht gelingt?
Sie lacht, aber sie meint es ganz ernst: „Dann kann ich ganz schön grantig sein. Wenn man nicht immer das Beste will, kann man natürlich auch nicht die Beste werden. Manche sagen, ich sei eine Perfektionistin. Stimmt - ich bin eine Perfektionistin. Zwei über ist gutes Golf, aber ich kann doch damit nicht zufrieden sein. Ich guck einfach immer, wo ich besser werden kann.“
Klar.
Und was bedeutet das für die Profikarriere? In welchen Bereichen ist Hannah schon mit sich zufrieden, und wo will und muss sie sich noch verbessern?
Wo sind die Stärken, wo die Schwächen?
„Ich bin mental ziemlich stark. Und ich kann sehr gut mit Druck umgehen. Das weiß auch meine Falkensteiner Mannschaftstrainerin Esther Poburski.“
Weiter. „Mein kurzes Spiel ist ziemlich präzise, aber…“
Und nun kommt Hannahs Aber. „Ich muss an meinem langen Spiel arbeiten.“
Was heißt das?
„Ich drive 220 Meter, aber es gibt Mädels, die hauen den Ball noch mal zwanzig, dreißig Meter weiter. Und es macht einen Unterschied, ob ich für den zweiten Schlag ein Eisen sechs oder nur noch ein Eisen sieben brauche…“ Pause, dann: „Zehn Meter weiter…das wär’s.“
LET Tour bedeutet auch - weite Reisen, oftmals Einsamkeit in Hotels, mal der Frust, weil der Cut nicht geschafft wurde…wie wird Hannah damit umgehen?
„Ehrlich, ich habe davor keine Angst. Ich mag gern allein sein, schon als Kind bin ich gern mit mir allein unterwegs gewesen. Golf ist ein Einzelsport, und damit kann ich sehr gut leben.“
Esther Henseleit hat den Mann, den sie liebt, an Ihrer Tasche…wie schaut’s bei Dir aus, Hannah? Verliebt? Verlobt? Verheiratet?
Klare Frage, klare Antwort. Ein Lächeln, ein Kopfschütteln, ein einfacher Satz: „Da hab’ ich gerade keine Zeit für…“
Nun, der Mann, der Hannah zum Golfen animiert und sie auch immer gefördert hat, ist ihr Vater Michael. Er wird sie auch gemeinsam mit ihrem aktuellen Falkensteiner Trainer Luis Schmid zur LET-Qualifikation nach Marrakesch begleiten.
Spielt sie eigentlich auch manchmal mit ihrem Vater? „Mittlerweile wieder…eine Zeitlang wollte ich das nicht. Wann immer ich einen schlechten Schlag gemacht habe, habe ich gesehen, wie er sich aufgeregt hat. Und das hat sich natürlich auf mich übertragen…“
Hannah, Dein Vater ist einstellig - wer drived länger?
„Wir sind gleich lang,“ sagt die angehende Profi-Golferin, „er könnte noch besser werden als er ist. Er müßte mal wieder eine Trainerstunde nehmen. Aber er hört ja nicht auf mich…ich kann einfach nicht jeden - nicht mal meinen Vater - zu seinem Glück zwingen.“
Ich werde Hannahs Profi-Golf-Weg voller Leidenschaft beobachten und begleiten. Ich will und werde dabei sein, wenn die ehemalige Pinnauerin den Weg an die Weltspitze geht!
Und ich habe allen Grund, Hannahs Eltern meine Bewunderung zuzurufen: Ihr könnt sooo stolz sein auf Eure wunderbare Tochter!
Dieses Bild von Esther Henseleit habe ich im Golfclub Falkenstein gemacht. Ein paar Löcher durfte ich sie begleiten - das war so etwas wie eine Sternstunde. Zumindest für mich!
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