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Transchirurgie! Hier seht Ihr den Doktor (und Golfer), der Menschen ein neues, ein glückliches Leben schenkt!

Golf ist meine Leidenschaft - sie hat nur einen Fehler: Ich kann vom Golfen nicht leben.

Prof. Dr. Jörg Schwarz, Chefarzt der Frauenklinik im Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift.


Schreiben ist meine andere Leidenschaft. Von den Honoraren lebe ich - in manchen Jahren besser, in manchen Jahren weniger gut.

Was immer bleibt, ist meine Faszination für den Journalismus, für diesen einzigartigen Beruf.

Ich weiß nicht mehr, wieviel Menschen ich im Laufe meines Lebens interviewt habe. Aber eins weiß ich: Jedes Gespräch war eine Bereicherung.

Und jetzt bin ich einem Mann begegnet, der mich tief beeindruckt hat. Nicht, weil er auch ein begeisterter Golfer ist, sondern weil er als Chirurg Menschen im OP ein neues, ein glückliches Leben schenkt. Prof. Dr. Jörg Schwarz, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Chef der Frauenklinik im Krankenhaus Reinbek St.Adolf-Stift.

Dieser Professor ist Deutschlands führender Trans-Chirurg. 600 meist junge Menschen kommen jedes Jahr zu ihm und seinem Team in die Klinik, weil sie einfach nicht mehr in dem Körper leben möchten, in dem sie einstmals auf die Welt gekommen sind.

Mittlerweile stellen geschlechtsangleichende Operationen für eine Vielzahl von Transmenschen die Voraussetzungen für ein erfülltes Leben dar.

Glücklicher Transmann Manuel - vier Tage nach seiner OP


Transmenschen, Transfrauen, Transmänner.

Ehrlich, sie waren nicht auf meiner Agenda. Ich wußte natürlich, dass es sie gibt. Aber ich habe nie ernsthaft über sie nachgedacht. Ich wollte irgendwie gar nicht wissen, warum Menschen nicht in dem Körper leben möchten, in dem sie auf die Welt gekommen sind. Ich wollte nicht wissen, warum Frauen lieber Männer und Männer lieber Frauen sein wollten.

Nun bin ich klüger, und ich bin froh, Prof. Jörg Schwarz kennengelernt zu haben, der mir medizinische Aspekte erklärt hat, und der mir erlaubte, ihn bei einem transchirurgischen Eingriff im St. Adolf Stift zu beobachten. Mit meinen Augen und meiner Kamera.

Ja, und ich freue mich, einem jungen Mann in der Klinik begegnet zu sein, der vor 32 Jahren nicht als Junge, sondern als Mädchen auf die Welt gekommen ist. Manuel heißt er, Manuel wird auch bald in seinem Paß stehen. Wie Manuel, Teamleiter in einem Thüringer IT-Unternehmen, als Mädchen hieß, möchte er nicht sagen. Ansonsten weicht Manuel keiner Frage aus.

Ein Gespräch, das mich sehr bewegt. Auch deshalb, weil ich lange, lange Zeit keinen so glücklichen Erwachsenen erlebt habe.

Prof. Dr. Jörg Schwarz unmittelbar vor dem chirurgischen Eingriff


Wenn ich meine Situation beschreiben darf, sagte Manuel mir, würde ich mich mit einer Pflanze vergleichen, die Jahrzehnte in einer schattigen Ecke stand.

Durch mein Coming-Out und die OP in Reinbek wurde ich nun endlich ans Fenster gestellt und schaffe es das erste Mal, in meinem Leben wirklich zu blühen.

Das sind Worte, oder? Das sind Gefühle, die muss man sich trauen auszudrücken. Die muss man erleben.

Worte, nachdem Manuel keine Gebärmutter, keinen Gebärmutterhals, keine Eierstöcke mehr hat. Nachdem das Schwarz-Team die Brust amputiert und aus ihr eine männliche Brust modelliert hat.

"Es ist, als würde ich meinen zweiten Geburtstag erleben," sagt mir Manuel und fügt hinzu: "Ich hätte vermutlich schon viel eher zu mir selbst gefunden, wenn dieses Thema in der Gesellschaft einfach offen angesprochen worden wäre. So wusste man immer nur, man ist anders, aber fand keine Worte, um sich auszudrücken. Ein offenerer Umgang in unserer Gesellschaft hätte mir sicherlich viele Jahre Selbstzweifel, Trauer und Hoffnungslosigkeit erspart."

Manuel atmet tief durch, um dann zu sagen: " Jetzt bin ich jedoch unfassbar glücklich und stehe jeden Tag mit purer Dankbarkeit und Freude auf."

Ich habe Prof. Jörg Schwarz gefragt, ob ich ihn bei einem Eingriff, wie Manuel ihn ein paar Tage zuvor erlebt hat, im OP begleiten dürfe. Ein spontanes Ja war die Antwort.

Wöchentlich nimmt das Schwarz-Team 14 Operationen vor. Eine OP dauert drei bis vier Stunden. So mancher hat Vorurteile gegen Transchirurgie, fragt sich: Muss das sein? Prof. Schwarz, der die erste Maskulinisierung eines Frauenkörpers vor 18 Jahren im UKE vorgenommen hat, hat eine klare Meinung: „Wir verhelfen diesen Menschen im OP zu einem neuen Leben, zu dem Leben, das sie sich wünschen. Viele von ihnen waren verzweifelt in ihrem Körper, haben sich selbst verletzt, waren suizidgefährdet. Das alles ist dann vorbei.“ Wer entscheidet über so einen Eingriff? Prof. Schwarz: „Es erfolgt zuvor immer ein ausführliches psychologisches Gutachten.“

Ich habe schon viele Operationen erlebt - aber dieser Eingriff an diesem Donnerstagmittag ist etwas ganz Außergewöhnliches für mich. Ich will erklären, warum!

All die Menschen, die ich in Vollnarkose erlebte, waren krank. Sie hatten ein krankes Herz, das repariert oder ersetzt werden mußte. Sie hatten einen Tumor im Knochen oder in der Haut, der entfernt werden mußte. Sie hatten einen Darmverschluss, der ihr Leben bedrohte. Hier lagen immer kranke Menschen im OP, die auf eine Heilung hofften. Die einem Arzt vertrauten und ihm zutrauten, dass er sie gesund operiert.

Prof. Dr. Jörg Schwarz - leidenschaftlicher Chirurg und leidenschaftlicher Golfer


Aber der junge 23jährige Mensch, der nun in Vollnarkose vor Prof. Schwarz und seiner Chirurgin auf dem OP-Tisch lag, hatte keine Brust, in der Metastasen wucherten. Keine Gebärmutter, keine Eierstöcke, die dringend behandelt werden mußten.

Hier lag ein Mensch, der freiwillig auf Brust und andere weibliche Beonderheiten verzichtete, um ein Mann zu werden. Um gücklich zu werden. 203 Gramm wog die rechte Brusthälftte, die Prof. Schwarz herausoperierte, 200 Gramm das linke Brustgewebe.

Viele, viele Frauen auf dieser Welt hätten alles dafür gegeben, wenn sie ihre Brust, in der die Geißel Krebs wucherte, hätten behalten können. Ich habe mich auch gefragt, wie die junge Chirugin an der Seite von Prof. Schwarz insgeheim darüber denkt, wenn sie mit feinstem OP-Besteck eine gesunde Brust aus einem gesunden Frauenkörper entfernt.

Was hätte sie auch sagen sollen? Letztendlich ist sie gemeinsam mit ihrem Chef und mit absoluter Akribie der OP-Entscheidung eines Menschen nachgekommen. Und ich denke, nur das zählt.

Und wer weiß, vielleicht ist der Mensch auf dem OP-Tisch gar nicht so gesund, wie ich denke. Vielleicht liegt da eine angeborene Störung vor, deren Folgen - wenn sie nicht behandelt werden - genauso bitter und lebensbedrohlich sind wie beispielsweise ein krankes Herz oder ein Darmverschluß. Oder eine zu spät entdeckte Blinddarmentzündung.

Ostsee Golf Resort Wittenbeck - hier teet der Professor am Wochenend gern auf


Nach der OP habe ich noch einmal mit Manuel gesprochen. Ich habe sein Lächeln gesehen, seinen Glanz in seinen Augen. Wie verzweifelt muss er lange Jahre gewesen sein, wenn er jetzt so das Glück genießen kann. Welche Last muss da von seiner Seele gefallen sein. Da ist nicht nur das Brustgewebe, das sein Herz schwer macht, da ist so unglaublich viel Belastendes, Ballast, nicht mehr in Manuels Körper.

Natürlich habe ich Manuel gefrragt, wie seine Eltern darauf reagiert haben, als er ihnen gestand: Ich will keine Frau mehr sein...!

"Sie haben geschluckt," sagt mir Manuel, "aber sie haben es akzeptiert. Und sie sind heute die wichtigten Menschen in meinem Leben. Sie stehen immer zu mir."

Was wäre gewesen, wenn Ihre Eltern anders reagiert hätten?

Manuel läßt keinen Zweifel: "Sie hätten mich verloren. Aber so haben sie auf ganzer Ebene und für ein Leben gewonnen...aus einer unglücklichen Tochter wurde ein glücklicher Sohn."

Danke Manuel, dass Sie mir durch Ihre Offenheit die Augen geöffnet haben.
Danke Prof. Schwarz, dass Sie vielen Menschen ein neues Leben schenken und mich in Ihren OP gelassen haben.

Ich hoffe, das nächste mal sehen wir uns auf dem Golfplatz!


Das bin ich - mal nicht auf dem Fairway, sondern mit Haube und Mundschutz im OP

Nun ist die Brust eine männliche Brust - Prof. Schwarz und die Chirurgin, die assistierte

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